Daily Scrum
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Donner ist gut und eindrucksvoll, aber die Arbeit leistet der Blitz.

Mark Twain

Jeden Tag treffen sich die Entwickler in einem Projekt, um gemeinsam abzusprechen, wo sie aktuell stehen und wie sie das Ziel erreichen wollen.

Das Treffen ist ein sogenanntes Scrum Event und wird Daily Scrum genannt.
Es gibt insgesamt fünf Scrum Events, den Sprint, das Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und Sprint Retrospective. Alle Events sind im Scrum Guide beschrieben.
Doch wie genau funktioniert es?

15 Minuten Timebox

Wie alle anderen Events, ist auch das Daily Scrum in einer sogenannten „Timebox“. Das bedeutet, dass das Event nicht mehr Zeit einnehmen kann als vorgegeben ist. Aber anders als bei den anderen Scrum Events ist die Länge nicht von der Sprintlänge abhängig, sondern es sind immer maximal 15 Minuten. Denn es orientiert es sich nicht am Sprint, sondern am Tag: Man bespricht eben die nächsten „24 Stunden“ – natürlich mit Blick auf das Ziel.
Ein Daily Scrum darf aber früher enden. Das ist nicht unüblich. Auch das hat es mit den anderen Scrum Events gemein – bis auf den Sprint. Beim Sprint ist die Timebox „strikt“. Ein Sprint hat immer eine fixe Länge und ist daher weder kürzer noch länger.

Was aber, wenn man im Daily Themen entdeckt, die eine längere Absprache brauchen? Auch das ist kein seltener Fall. Dann verabredet man sich für ein weiteres Treffen. Die Timebox bedeutet nicht, dass es keine anderen Absprachen geben darf.

Das Daily Scrum ist oft ausreichend und reduziert daher das Bedürfnis für andere Treffen.

Ort und Zeit

Scrum wird für komplexe Projekte eingesetzt. Daher gilt es die Komplexität in der Organisation weitestgehend zu minimieren. Es ist daher geboten das Daily Scrum jeden Tag zur selben Zeit und am selben Ort durchzuführen. Das spart einem Rückfragen, wann denn das Daily morgen ist und ob welcher Raum frei ist, etc., denn es ist immer gleich.

Es hält sich hartnäckig das Vorurteil, es müsste ein „Stand-up“ Meeting sein – also alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen während des Daily Scrums stehen. Vielleicht mit der Idee, wer steht redet kürzer, weil es unbequem ist. Tatsächlich kann man ein Daily Scrum in jeder Haltung durchführen – und auch via Webkonferenz. Trotzdem gilt es die Timebox einzuhalten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Am Daily Scrum nehmen alle Entwicklerinnen und Entwickler teil. Und das war`s auch schon. Denn das Treffen soll den Entwicklern erlauben den aktuellen Status transparent zu machen (Transparency), zu untersuchen (Inspection) und die Arbeit zu organisieren (Adoption). Es geht also um Transparenz, Inspektion und Adaption: Die drei Säulen auf denen die Empirie basiert und mithin auch Scrum, als empirisches Vorgehensmodell. Das unterstreicht auch die Bedeutung des Daily Scrums. Es ist kein Statusreport, kein Stakeholder-Treffen, sondern ein Arbeitstreffen beim dem besprochen wird, wie man das Ziel erreichen will.

Oft nimmt auch der Scrum Master und der Product Owner teil. Dann aber als Entwickler, also als Beitragende.

Was aber, wenn der Product Owner einen Status haben will? Nun, niemand hindert sie oder ihn daran nachzufragen. Aber das Daily Scrum ist sakrosankt.

Dürfen sie denn wenigstens „dabei sein“, wenn auch nicht als aktive Teilnehmer? Das hängt wohl davon ab, ob das Daily Scrum dann noch positiv und produktiv abläuft. Sinn und Zweck des Events dürfen nicht gefährdet sein. Grundsätzlich ist es nicht erlaubt. Ist das Scrum Team (in der konkreten Konstellation, also inklusive auch des Product Owners) sehr reif, kann es hier andere Regelungen finden – wie so oft. Diese Reife ist aber selten innerhalb weniger Monate zu erreichen.

Der Ablauf

Den konkreten Ablauf gestalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Oft nutzen Teams „Die Drei Fragen“:

  • Was hast du gestern gemacht, um dem Sprintziel näher zu kommen?

  • Was machst du heute, um das Sprintziel zu erreichen?

  • Gibt es irgendwelche Hindernisse?

Das ist keine Best Practice, sondern vielleicht eine „Best Learning Practice“: Es kann eine Idee sein, aber es ist  keine Regel. Im Rahmen des Selbst-Managements können die Entwickler hier jede Technik einsetzen und jede Struktur wählen, die ihnen hilft, den aktuellen Status auszutauschen und die weitere Arbeit zu planen – mit klarer Zielfokussierung.
Das Daily Scrum stellt damit eine mindestens tägliche Kommunikation sicher.
Man darf sich natürlich, wie bereits erklärt, auch abseits des Daily Scrums treffen und Absprachen zur Arbeit und Organisation treffen.
Das Daily Scrum ist, auch mit der Timebox, ein Event, bei dem schnelle Entscheidungen gefördert werden.

Der Scrum Master

Was macht dann eigentlich der Scrum Master? Wer den obigen Ausführungen soweit gefolgt ist, weiß mittlerweile, dass der Scrum Master kein Teilnehmer des Daily Scrums ist. Sie oder er muss aber zugleich sicherstellen, dass das Daily Scrum stattfindet, positiv und produktiv verläuft und in der Timebox bleibt. Dazu kann der Scrum Master „mal vorbeischauen“, solange auch das die Produktivität und Positivität nicht stört.

Fazit

Das Daily Scrum ist ein produktives Treffen der Entwickler, das innerhalb von 15 Minuten einen Abgleich im Projekt erlaubt und die Planung der nächsten 24 Stunden. Es ist die Mindestanforderung für die tägliche Arbeit und will eine Fokussierung auf das Sprintziel erreichen. Das Daily Scrum fördert das Selbst-Management, die Kommunikation, hilft Hindernisse zu erkennen und schneller Entscheidungen zu fällen und führt dazu, dass weniger (nicht kein) Absprachebedarf sonst besteht.

Über den Autor 

Unser Autor hat Rechtswissenschaften studiert und einen Master of Business Administration. Seit über 20 Jahren ist er in der Softwareentwicklung tätig und hat sich auf die Agile Produktentwicklung fokussiert. Er ist Partner bei rising systems und arbeitet dort in holakratischen Strukturen. Das Unternehmen ist auf agile Produkt- und Softwareentwicklung spezialisiert und hat die Innovationsfähigkeit fest in seiner DNA verankert.